Prarfectus cohortis/1.Kommando - Claudius Paternus Clementianus

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Prarfectus cohortis/1.Kommando

Karriere-Laufbahn
Germania inferior (Fletione)
"UNTERWEGS AUF DEM RHENUS"

Februarius, 855 - ab urbe condita (A.D. 102)
im 5. Regierungsjahr des Erhabenen Trajan

Sunt quidem cuncat sub unius arbitrio!'
Es hängt doch alles vom Willen eines Einzelnen ab
(Plinius d. Jüngere )
(* 61; † 113/115), Anwalt, Senator unter den Herrschern Domitian, Nerva und Trajan.


Blicke ich auf die letzten 3 Jahre zurück so wundere ich mich heute, daß ich diese Lebensumstände meistern konnte. Nach dem Ende der Tränen verblieb der Trost an die vergangenen schönen Jahre meiner Ehe mit Livinia, die ihr irdisches Leben verlassen, und mich mit meinen Kindern zurücklassen musste. Wie erwähnt, verblieb mir für die folgende Zeit nur die Möglichkeit, mich meiner Aufgabe als Stabsoffizier im Castell Gontia zu widmen. Die Karriereleiter der Tres militae Equestres[1] hatte ich erfolgreich abgeschlossen. Die Dienststufen eines Präfekten einer Kohorten- quingenaria (Praefectus cohortis), Militärtribun (Tribunus angusticlavius) und Präfekt einer Reiter-Ala (Flügel) hatte ich erfolgreich abgeleistet. Und wie schon erwähnt, hatte unser erhabener Imperator – Traian – außerordentlichen Wert darauf gelegt, daß vor allem auch Auxiliartruppen, insbesondere berittene Soldaten, durch Aufstiegschancen gefördert wurden. Diese Karrieremöglichkeit war als Alternative zum Cursus honorum[2] (nur möglich für Senatoren) gedacht, und bot die Möglichkeit sich durch Eignung für die Verwaltungslaufbahn als Ritter zusätzlich zu qualifizieren.

Trajan hatte in seinem ersten Regierungsjahr während einer Inspektionsreise am Danuvius auch Gontia besucht, und sich von den qualifizierten Militärpersonal eine persönlichen Eindruck verschaffen können, als er den stattfindenden militärischen Manöver-Übungen beiwohnte. Bei dieser Gelegenheit hatten wir ausgebildete Offiziere der Einheit auch die Gelegenheit ihn persönlich näher kennenzulernen. Es galt für ihn auch zukünftige Legionen auszuheben, die das Gebiet am unteren Abschnitt des Rhenus, verstärken sollten, ebenso rumorte es in der Region am unteren Abschnitt des Danuvius, wo sich in der Provinz Dacia wieder Unruhen ankündigten. Auch hierbei sollte vor allem das Flottenkommando der Armee eine aktive Rolle übernehmen. Die Voraussetzungen in Gontia durch einen bereits bestehenden militärischen Hafenstützpunkt am Zusammenfluß der Gonza mit dem Danuvius, hatte sich hierbei auch bei dem Limesausbau und dessen Nachschubsicherung bestens bewährt. Aufgrund meiner abgeschlossenen Ausbildungslaufbahn, hatte ich vor einem Jahr die Möglichkeit angeboten bekommen, das Kommando eines Preafectus cohortis[3] einer Cohors nauticorum[4] am niedergermanischen Limes zu übernehmen. Meinen Dienst begann ich im Frühjahr letzten Jahres im neu errichteten Castell Fletio[ne][5] am unteren Abschnitt des Rhenus antreten, das als Auxiliarcastell des Legionsstützpunktes der Cohors I Classica [Pia Fidelis Domitiana] diente.
 
  Unterdessen erhielten wir über die Nachrichtenkuriere daß wiederum ein erneuter Aufstand der Daker, unseren Imperator Trajan an die pannonisch/moesischen Front berief. Trajan hatte insgesamt 7 Legionen[6], sowie mehrere Auxiliar-[7] als auch Vexillationstruppen[8] (ca. an die 40-45.000 Mann) im besagten Gebiet zusammengezogen. Man begann den Truppenvormarsch über die Donau Stück für Stück abzusichern, weshalb ein rasches Vorrücken nicht möglich war. Kurz vor Tapae[9] kam es zur ersten Entscheidungsschlacht in der sich der thrakische König Decebalus[10] wegen einer absehbaren Niederlage zurückziehen musste. Gleichzeitig begann Decebalus mit diesem Feldzug auch die dakische Offensive im unteren Abschnitt des Danuvius mit den verbündeten Stämmen der Roxolanen[11], die jedoch ebenfalls scheiterte. Es war ihm also nicht gelungen die römische Herrschaft in seinem Regierungsgebiet zurückzudrängen, und so feierte Trajan den römischen Sieg in den folgenden Herbstwochen. Im folgenden Frühjahr zog Trajan erneut mit seiner Streitmacht wieder über Tapae in Richtung Sarmizegetusa[12], während der zweite Heeresflügel mit dem unter-moesischen Heer in die Südkarpaten eindrang. Es bedurfte drei erfolgreicher Feldschlachten, bis sich Decebalus endlich geschlagen gab, aufgrund geschickter Verhandlungen aber dennoch günstige Bedingungen aushandeln konnte. Vermutlich hatten sich auch die römischen Streitkräfte erschöpft, weshalb man auf dieses Abkommen gemeinsam hinzielte. Sämtliche Festungen in seinem Herrschaftsgebiet mussten von Decebalus geschleift werden, wodurch er für das dakische Hochland als Unterkönig der römischen Herrschaft akzeptiert wurde. Damit war der Dakerkrieg vorerst abgeschlossen, aber dennoch blieb die Unsicherheit dieses widerspenstigen Herrschers, der sich auch schon von den Kriegen vor 15 Jahren gegen den früheren Caesar Domitian immer wieder erhoben hatte.
 
    Trotz all diese beunruhigenden Nachrichten, war mein Dienstantritt in dem Auxiliarkastell am Mündungsgebiet des Rhenus relativ ruhig. Hier im Einflußgebiet des germanischen Stammes der Bataver, hatte sich die Situation seit den vor über 30 Jahren aufgeflammten Aufstände beruhigt. Nachdem vor über 100 Jahren das erste Militärkastell in dieser Region entstand, während der Aufstände vor über 30 Jahren dann zerstört, aber in der Nähe neu aufgebaut wurde, hatte sich in der Folgezeit eine rege wirtschaftliche Entwicklung vollzogen, die sich auch in der zivilen Siedlungsgründung der Ulpia Noviomagus Batavorum[13] niedergeschlagen hatte. Insbesonders während die im Castell stationierten Legio X Gemina[14] [pia fidelis] auch Equestris („zehnte berittene Legion“) zur Sicherung in diese Region abkommandiert wurde, die nun einen Frontabschnitt von etwa 3.000 Meilen vom Fluß Rhenus bis zur Maas absicherte, gesandt wurde. Der wirtschaftliche Aufschwung wurde begleitet von vielen Bauvorhaben, die ihr Material aus dem Gebiet nahe dem Rhenus liegenden Tegulariae[15] bezogen. Diese lieferten die begehrte Töpferware, sowohl für die Legionsbesatzungen, als auch deren darum entstehenden zivilen civitas[16] . Durch den aufkeimenden Wohlstand, hatten sich auch viele junge Männer aus diesem Stamm dem römischen Legionsdienst als Auxiliartruppe verpflichtet, nachdem die Legion mit drei weiteren vor über 13 Jahren erfolgreich den Aufstand des Saturnius in Mogontiacum niedergeschlagen hatten, und vom damaligen Caesar Domitian den Beinamen „pia fidelis“ (pflichtbewußt und treu) erhielten. Diese wurde während dieser Zeit kräftig von der Die Legio II Adiutrix [17](„die Helferin“) unterstützt, die im nahegelegenen Militärlager Ulpia Noviomagus Batavorum stationiert war.


 
Weitere Leseprobe - Unterwegs auf dem Rhenus (Praefectus cohortis / 1. Kommando)......
 
   
[ 1] Tres militae Equestres = „drei Militärposten“ Militärlaufbahn (8-10 Jahre in römischer Armee für Männer des Reiterordens
[ 2] Cursus honorum = militärisch/politischer Verwaltungs-/Ämterlaufbahn (hpts. für Senatoren)
[ 3] Prefectus cohortis = Kohortenpräfekt (Kommandant einer Legions-Unterabteilung)
[ 4] Cohors nauticorum = Seestreitkraft-Kohorte
[ 5] Fletio[ne] = Castell op de Hoge Woerd (Vleuten de Meern/NL nahe Utrecht)
[ 6] Legion = militärische Kampftruppe (ca. 5.500 Mann)
[ 7] Auxiliar-Truppe = Hilfstruppe zur Legion (500-1.000 Mann)  
[ 8] Vexillations-Truppe = flexible Einsatztruppe zu bestimmten Zwecken
[ 9] Tapae = Engpass des BistraTales (Eisernes Tor) Rumänien
[10] Decebalus = thrakischer König, Dakerkrieg 85/86 gegen Domitian, 101/102 1.Dakerkrieg, + 2. Dakerkrieg 105/105 gegen
Trajan, Selbsttötung um Gefangenschaft zu entgegen, Darstellung Trajanssäule in Rom.
[11] Roxolanen = Sarmaten (heutiges Gebiet Ukraine), schwer gepanzerte berittene Bogenschützen
[12] Sarmizegetusa = Provinz DACIA Militärischer Stützpunkt und Hauptstadt des antiken Reiches der Daker. Wurde im
 2.Dakerkrieg im Jahre 106 unter dem römischen Kaiser Trajan zerstört.  
[13] Ulpia Noviomagus Batavorum = Nijmegen-NL)
[14] Legion X Gemina = berittene Legion, stationiert am Niederrhein, die später am 2.Dakerkrieg Trajans teilnahm
[15] Tegulariae = plural für Ziegeleien
[16] Civitas = zivile Siedlungen  
[17] Legio II Adiutrix („die Helferin“) = Legion der römischen Armee, stationiert n Nijmvegen)
 
 
 
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