Procurator augusti prvinciae/Kaiserlicher Provinzverwalter - Claudius Paternus Clementianus

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Procurator augusti prvinciae/Kaiserlicher Provinzverwalter

Karriere-Laufbahn
"PROCONSULAR[IS] AFRICAE"
(Colonia Julia Concordia Carthago)

Octobris 872 - ab urbe condita (A.D. 119)
im 3. Regierungsjahr des Erhabenen Hadrian

"Ceterum censo Carthaginem ess delendam"
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss.
Cicero (*106-†43 v.Chr.) zitiert Cato d.Ä.([234-†149 v.Chr.)



  Ein neues Kapitel meiner Lebensgeschichte hatte sich nunmehr aufgetan. Der Sprung von Sardinien nach Carthago, war zwar nicht weit was die Entfernung betrifft, aber dennoch ein weiterer Schritt in meiner zivilen Laufbahn. War ich von Sardinien her gewohnt, dass das Klima dort sehr heiß war und feucht war, so war  dieses hier nur in den Küstenregionen ähnlich mediterran, je weiter man jedoch ins Landesinnere kam, umso mehr wandelte sich dieses in ein kontinentales Wüstenklima. Erschwerend kam hinzu daß manchmal Windrichtung wechselte, und vom Kontinent her zusätzlich der heiße Wüstenwind Shirroc[1] wehte. Man hatte das Gefühl man würde heiße Luft atmen, und so war jede Minute des Tages entscheidend wie man seinen Tagesablauf gestaltete, und das notwendige Programm oder Aufgabenziel durchführte. Die besten Stunden waren morgens, bis zum frühen Mittag, und danach später wieder ab dem späten Nachmittag. Trotzdem daß vom mare nostrum immer eine frischere Brise bei Nordostwind wehte, gestalteten sich viele Aufgaben in dem heißen Landklima, als nicht immer leicht. Nun war ich schon einiges aus der Provinz Judaea, oder Sardinia gewohnt, aber dies war eine Erfahrung, die für mich in dieser Form und meinem Alter angemessen erneut eine Herausforderung bedeutete. Was mir jedoch in vielerlei Weise half, war der Umstand, daß ich an meinen späten Tagen die Liebe meines Lebens auf der Insel Sardinia gefunden hatte. Pamphilia-Gratia war mit dem gemeinsamen Haushalt drei Monate nach meinem Beginn in Carthago, mit einem Schiff nachgefolgt, nachdem ich meine ersten Wochen nach Dienstantritt damit verbrachte die politische, wirtschaftliche und persönliche Situation den neuen Lebensumständen anzupassen.  Von meinem Amtsvorgänger Maecius Celer[2] erhielt ich wertvolle Hinweise zur Verwaltung der Provinz Africa Proconsularis[3], die dieser in den letzten Jahren während seiner Statthalterschaft mit Sitz in Carthago, wie dieser neue Einsatzort nunmehr hieß, gemacht hatte. Die Siedlung Colonia Concordia-Julia-Carthago hatte bereits eine längere historische Periode hinter sich. Ursprünglich von karthagischen[4] Seefahrern, ca. 60 Jahre vor der Reichsgründung Roms[5] entstanden, später jedoch während im 3.Punischen Kriege[6] von Rom vollständig zerstört, wurde diese in den Jahren danach von den Römern neu errichtet und entwickelte sich zu einer blühenden Metropole, neben der Stadt Rom die zweitgrößte Stadt, zu einer wohlhabenden Provinz. Neben Aegyptus war diese Region eine weitere wichtige Kornkammer im Römischen Reich, zur Versorgung von Getreidelieferungen an Rom. Da die Küstenregionen sich hervorragend für den Getreideanbau eigneten, mussten diese Regionen auch entsprechend zum Landesinneren abgesichert werden. So zog sich vom Osten der Cyreneica[7] der Limes Tripolitanus[8] über Leptis Magna[9] nahe zur Küste weiter nach Tacapae[10], von dort bis Turrris Tamalleni[11] am Lacus Tritonum[12] und nach Nordwesten verlaufend in die Provinz Mauretania Caesarensis[13].
 
  Dieses Gebiet schließt zum Teil eine Hochebene ein, die sich nach Süden hin leicht abfallend als Halbwüste in die eigentliche Wüstenregion (Sahara) hin erstreckt. Im nordwestlichen inneren Landesteil erstreckt sich noch Ausläufer des sogenannten Hochgebirges – dem „Atlas[14]“.  Die Küstenregion besitzt noch ein mäßiges Mittelmeerklima, je weiter man der Küstenstraße nach Süden folgt wird es wärmer und trockener, Regen fällt, wenn überhaupt nur in den Monaten Octobris bis Aprilis. So heiß es tagsüber ist, so empfindlich kalt konnte es auch in den Nächten werden. Und in den Sommermonaten drückte der vorhin schon erwähnte Shirroc als stickig heißer Sandsturm in diese Region, der so manche reisende Karawane schon in seinem wilden Rachen verschlungen hatte. Auf meinen Reisen in die verschiedenen Provinzstädte, hatte ich diese Erfahrung oftmals gemacht, einmal auch in fast gefährlicher Weise, was ich aber noch später schildern möchte.

  Die Ursprünge dieser Grenzlinie waren in erster Linie nicht als eine feststehende zu verteidigende Grenzlinie zu verstehen, sondern in vorrangiger Weise zur Kontrolle der indigenen nomadischen Stammbevölkerung. In der Phase der letzten 150 Jahre jedoch hatte die fortschreitende Vermessung durch den territorialen Strassenbau, eine erfolgreiche landwirtschaftliche Bewirtschaftung zur Folge, was auch den Wohlstand der einheimischen Bevölkerung zur Auswirkung hatte, und die Mißgunst so manchen Wüstenstammes zur Bevölkerung hatte. Die Armee der Legio III Augusta hatte ihren Stützpunkt in Ammaedara[15] und deren Vexillationen[16]  verteilten sich am Grenzwall in den verschiedenen Kleinkastellen. Als Schutz verfügte diese regionale Militäreinheit (exercitus Africanus), an die 17 Auxiliar-Einheiten, 5 alae (Reiter-Einheiten) sowie 6 berittene Kohorten um dieses großflächige Gebiet abzusichern. Manchmal stießen Teile dieser Einheiten auch ins Gebiet der Wüstenstämme vor, wohl um die Präsenz des römischen Reiches verstärkt zu proklamieren. Nachdem sich vor 50 Jahren die Überfälle diverser Nomadenstämme u.a. der Garamanten[17] und Gaetuler[18] nach deren Unterwerfung durch Gajus Valerius Festus[19] geendet hatten, war die Region relativ befriedet, was wiederum unseren erhabenen Imperator Hadrian dazu veranlasste, während seiner Inspektionsreisen in dem Gebiet weitere Befestigungsanlagen anzustoßen. Und ich hatte mit meiner Aufgabe als kaiserlicher Statthalter der Provinz neben der politischen Verwaltung, deren regionale Seestreitkräfte der Classis Alexandrina[20] auch die Verantwortung, der kontinentalen Legions-Kommandeure dieser verteilten Einheiten regelmäßig zu besuchen, um deren Versorgung, und Einsatzfähigkeit zu gewährleisten. Da diese z.T. sehr weit verstreut waren, hatten diese damit auch größtmögliche Entscheidungsfreiheiten erhalten, deren Aktivitäten ich dann damit auch regelmäßig kontrollieren musste.

 
  Meinen Regierungssitz hatte ich direkt in der Colonia Julia Concordia Carthago[21], der durch Rom neu gegründeten Siedlung der ehemaligen punischen Hauptstadt, die vor über 240 Jahren zerstört, und unter Gajus Julius Caesar[22], sowie seinem Nachfolger und ersten Kaiser Oktavian (Augustus), wieder errichtet wurde.
 Die Stadt lag im nördlichen Landesteil in einer sanften Bucht, an einer Halbinsel, und verfügte über seine Lage eine hervorragende Position um den Seehandel, als auch die militärische Stärke im mare nostrum zu kontrollieren. In der Stadt lebten zu diesem Zeitpunkt bereits über 300.000 Einwohner, und war nach Rom, Alexandria[23] und Antiochia die viertgrößte Stadt im Römischen Reich. Die Bevölkerung bestand neben Nachkommen der urbanen punischen Bevölkerung, aus sesshaft gewordenen Nomaden, Einwanderern, als auch Legionsveteranen, die sich in verschiedene Bereiche der wirtschaftlichen Versorgung integrierten. Bedeutend war auch der Warenaustausch zwischen Sesshaften Bauern und nomadischen Nachbarn. Bodenschätze wie das begehrte Steinsalz aus der Wüste, Edelmetallen, Gold, im Gegenzug zu regionalen landwirtschaftlichen Produkten wie Gerste, Weizen, Oliven. Alles was römische Kultur ausmachte, war in dieser Stadt vertreten. Neben einem großen Wirtschafts- als auch Militärhafen, Bauwerken wie Theater, Amphitheater, Bäder, Odeum, einen Circus, Tempel sowie, monumentale Regierungsgebäude, sie privaten Villen, Äquadukten zur Wasserversorgung, an nichts fehlte es hier. Hatte es im Römischen Reich doch den Ruf einer außerordentlich prestigeträchtigen Provinz, die in der Regel mit dem senatorischen Posten eines kaiserlichen Procuratores[24] besetzt wurde, wobei unter dem Vorgänger – Trajan unseres heutigen Imperators Hadrian, mehr und mehr langgediente Offiziere aus dem Stand der „Ritter[25], diese Aufgabe zugewiesen bekamen.


Weitere Leseprobe - Proconsularis Africae (Carthago/kaiserlicher Finanzprokurator) ......

[1] Shirroc = Schirokko, heißer Wüstenwind
[2] Maecius Celer = († nach 130 n.Chr), Lucius Roscius Aelianus Maecius Celer römischer Suffektkonsul, Tribun, spät. Senator
     belegt durch Inschriften, Prokonsul 117/118 (nach W. Eck)  in Provinz Africa Proconsularis.
[3] Africa Proconsularis = heutiges Gebiet Tunesien/Lybien
[4] Karthago Gründung = ca. 814 v.Chr.
[5] Rom-Gründung = 753 v.Chr.
[6] Punische Kriege = 1.(264-241 v.Chr. Seestreitkräfte/Sizilien), 2.(218-202/Hannibal-Alpenüberquerung) und 3.(149-146/endgültige Zerstörung).
[7] Cyreneica = Landschaft im östlichen (heutigem) Lybien
[8] Limes Tripolitanus = Grenzwall im römischen Nordafrika
[9] Leptis Magna = antike Hafenstadt (nahe Ghoms / Al-Chum) Gebiet heutiges Lybien
[10] Tacapae = Küstenstadt (Südtunesien)
[11] Turris Tallameni = heutiges Telmine (Tunesien) am Djebel Tabaga
[12] Lacus Tritonum = Salzwüste, Schatt el Dscherid, Tunesien
[13] Mauretania Caesarensis = röm. Provinz in Nordafrika; heutiges Algerien
[14] Atlas = mythologischer griechischer Name nach Homer & Herodot, damals Grenze der Welt. Hier stützte Atlas das
     Himmelsgewölbe..
[15] Ammaedara = heutiges Haidra (mittleres Tunesien)
[16] Vexillationen = militärische Untereinheiten/Garnisonen
[17] Garamanten = antikes Volk der Berber (Nomadenstämme) in Lybien
[18] Gaetuler = römischer Name für nomadische Völkerschaften
[19] Valerius Festus = röm. Feldherr, Politiker und Senator († 85 oder 86 n. Chr.)
[20] Classis Alexandrina = Mittelmeer-Seestreitkräfte
[21] Concordia Julia Carthago = ehem. Punische Hauptstadt; zerstört 146 v.Chr.), östlich vom heutigen Tunis liegend.
[22] Gajus Julius Caesar = (*100 - † 44 v.Chr.) röm. Feldherr, Politiker, Namensgeber der späteren Kaiser (Caesaren)
[23] Alexandria = heutige Küstenstadt in Ägypten
[24] Procurator = kaiserlicher Statthalter, ziviler und militärischer Verwalter einer Provinz
[25] Ritter = 3. Stand, neben dem Senatoren- und dem Bürgerstand. Aufstieg meist über Militär, Wechsel in späteren zivilen Stand. Ab 1.Jh. n.Chr. zur Verwaltung von kaiserlichen Provinzen









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